Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
Inhalt: Zeit: 1914-1918
99
wehrfeldwebel aus Königsberg, ein freundlicher ruhiger Mann. Zwischen ihnen lagen griffge-recht die Karabiner.
Zwei Tage lang schob sich die endlose Zeile auf den ständigen Straßen gen Morgen. Nachts schlief man in einer Scheune oder auch auf dem kahlen Felde. Darauf gab es einen Halt von einem Tag und noch einem Tag. Die heiße Luft zitterte iu schwüler Erwartung, und Schwärme von Gerüchten flatterten über den wolkenlosen Himmel. Dann, gegen Abend, hieß es mit einem Male „rückwärts, rückwärts!" Die Russen waren ins Land eingebrochen; sie waren zu übermächtig gewesen.
Die Kolonnen wandten sich und fluteten zurück, südwärts von der Richtung aus Königsberg abbiegend. Wiederum stand man still und horchte nach vorn. Waren es Stuudeu, Tage oder Wo» cheit, die man so verharrte? Endlich — man meinte schon im Boden Wurzel zu schlagen, — ging es wieder- voran. Es schien sogleich, als wehte eine frischere Lust, und die Kolonnen marschierten wieder in gleichmäßigem förderndem Tempo.
Bis dahin war es wie im Manöver gewesen, bald aber tat sich der Ernst des Krieges auf.
„Es schmeckt nach Brand," sagte Peters Kamerad eines Morgens, als mau durch einen diesen Wald fuhr.
„Brennt der Wald?" fragte Grins.
„Nein, Häuser. Und es brennt auch nicht mehr, sondern es hat gebrannt."
„Aber hier sind gar keine Häuser."
„Tu wirst sehen!"
llud richtig: aus einer Blöße starrten die Giebel einer Försterei rauchgeschwärzt gen Himmel. Schutt und Sparrenreste füllten das Mauernviereck. Seitab waren zwei kleinere Wohnstätten, wohl die der Waldläufer, gleichermaßen verwüstet.
„Der Russenhund!" sagte der Königsberger.
Peter nickte ingrimmig. In blaßwütigem Schweigen zog die Kolonne an dem Ort der Verheerung vorüber.
Auf den Stufen einer der kleineren Behan-fimgeit kauerte ein gelber Teckel, er hielt die verwundete Vorderpfote hoch und heulte kläglich gegen das Haus hiu. Eiu Wachtmeister versuchte ihn zu locken, aber der Hund wich scheu vor dem Fremden zurück und begann feindselig 911 knurren. Als dann die Wagen von neuem im Wald untergetaucht waren, klang immerzu das jämmerliche Jaulen hinterdrein.
Da hielt Peter Grins seine beiden Schimmel an, stieg ab und kehrte mit dem Teckel zurück.
„Zu mir war er gleich zutraulich," sprach er, „ich habe Glück bei Tieren." Der Hund sah arg verhungert aus, trotzdem nahm er nur zögernd das Brot, das Peter ihm reichte. In der Schoßkelle wurde Platz für ihn zwischen den beiden Insassen geschaffen, aber er kuschelte sich gewaltsam hinter Peters Rücken.
Abends im Biwak legte sich das Tier aus Peters Füße, die Wärme des kleinen Körpers drang durch das dicke Stiefelleder.
„So mag er's bei feinem Herrn gehalten haben," sagte der Feuerwehrmann.
Grins kraute den Teckel hinter den Hängeohren. „Gut möglich," versetzte er, „jetzt müßte er sich freilich zu seinem Herrn durch drei Schuh Erde durchscharren."
Der Marsch schob sich weiterhin vorwärts. Allenthalben war das Land verheert, die Städtchen und Dörfer glichen wüsten Trümmerstätten, die Bewohner waren gemordet oder biuueuwärts geflohen. Meist hatten die vorderen Truppen bereits die toten Greife, Fraueil und Kinder, die Blutzeugen der russischen Grausamkeit, bestattet, aber die Kunde von den grausigen Taten der Kosaken schwang sich rückwärts die Marschreihen entlang und wuchs im Fluge dergestalt, daß ihre Schwingen, rot von Feuer und Blut, den ganzen Horizont umspannten. Dann ergrimmten aller Herzen, und namentlich die Älteren, die Weib und Kind hatten und Haus und Hof besaßen, schwuren sich einen heimlichen Eid.
Aber es kamen ein Tag und eine Botschaft, da loderte ein jauchzender Schrei wilder Freude gen Himmel. Ein herrlicher Sieg, 100000 Russen gefangen und mehr noch von den Schrapnells und den unersättlichen Maschinengewehren erbarmungslos hingemäht, erbarmungslos iu die Sümpfe und Moore getrieben, daß die trübe Lache der Ländergier erstickend in den habsüchtigen Rachen lies! Held Hindenburg, dessen breites Antlitz mit dem wuchtigen Kinn man wohl zuweilen im Auto erblickt hatte, war es, der die Schlacht geschlagen hatte. Es gab einige, — Peter war darunter, — denen tat das arme unwissende Volk, das da geopfert wurde, leid, da antworteten die anderen: „Haben wir den Frieden gebrochen? Wir wollten nichts, als in Frieden unsern Acker bestellen und unser Handwerk treiben. Warum haben sie uns aufgescheucht?!" Aber natürlich, das wollten sie alle am liebsten: den Drahtziehern, denen, die obenan faßen und den Krieg auf dem Gewissen hatten, denen zu Leibe gehen, erbarmungslos wie Hindenburg bei Tannenberg. „Erst haben!" zweifelte da der Königsberger, der sich in der großen Stadt tüchtig
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Peters Peter Peter_Grins Peter Peters Peters Peter Tannenberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
Inhalt: Zeit: 1914-1918
147
Die Flammen im Kamin züngeln wie zuk-fende Kinderhände, die einein lieben Lehrer ein letztes Lebewohl winken. In den glosenden Scheiten glimmt es manchmal auf wie das Leuchten scheuer Rehaugen, die nach ihrem Heger spähen. Und das Knistern hört sich an wie Winseln und Wimmern von Hunden, die um ihr Herrle klagen. Oder ist es das Weinen einer toten oder
D
einer lebenden Mutter. Oder ist es das Wimmern von fünf Waislein in einer Hütte am Heimatwald?
Die Glut sinkt zusammen und stirbt wie das Sonnenherz eines Dichters, der die Welt erlösen und verbrüdern wollte ....
Bis die Granate kam.
□
Der Krieg gegen Serbien.
mit 4 Abbildungen.
Der 3. Abschnitt des Serbeukrieges umsaßt den zweiten großen Angriff Potioreks, der inzwischen seine Streitkräfte auf eiue hierfür genügend erscheinende Stärke hatte bringen können. Es war diesmal beabsichtigt, in geschlossener aber breiterer Front vorzugehen. Es sollte
lintgeit bei Valjevo schritt, so mußte man sich aus einen äußerst langwierigen und mühsamen Stellungskrieg gefaßt machen.
Vor allem kam es darauf att, jenseits der San wieder festen Fuß zu fassen, dann durch immer neue Übergänge die Front zu erweitern und
Kra()ujewac
ßplprad von der Pniifih fifsehen Kalimeadän
Lanflarhasr imtimofttal
Serbische Landschafts- und Stävtebilder.
ohne Überstürzung gearbeitet und planmäßig vorgegangen werden, denn die Erfahrungen des ersten Vorstoßes hatten ja mit blutiger Eindringlichkeit gezeigt, daß bei den jetzigen Verhältnissen ein rasches Reisen der Angrisssentscheidun-gen nicht mehr zu erwarten ist. Man wußte auch, daß die Serben in der Zwischenzeit die ganze Matschwa in eine einzige große Festung umgewandelt hatten. Wollte man also in der Matschwa feinen Feind hinter sich lassen, wenn man zum Angriff auf die serbischen Hauptstel-
vorzuschtebeu, bis schließlich die ganze Matfchwa Vom Feinde gesäubert sein würde und man den über die Drina vorgedrungenen Heeresteilen würde die Hand reichen können. Es spottet jeder Beschreibung, wie die Serben das ganze Land int Drina-Sau-Winkel zwischen Ernabara und Ravnje mit dem Spaten zerwühlt und in eine Reihe von Erdburgen umgewandelt hatten. Soweit das Auge reicht —- ein viel verschlungenes Gewirr von Graben, betonierten Erdbauten, fast alle mit Unterstanden und Entdeckungen, oft mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
— 21
Eberhard Iii, Johann Friedrichs Sohn (1628—1674, regierte
bis 1633 u n t e r V o r m u n d s ch a f t zweier Oheime. Infolge der Siege
Lillys und Wallensteins erließ der Kaiser (1629) das Rest itnti ons-
edikt (Wiederherstellungserlaß), nach welchem alle seit 1555 reformierten
Kirchen und Klöster samt allen eingezogenen Kirchengütern wieder an die
katholische Kirche zurückgegeben werden sollten. Jetzt kamen die Mönche
und Priester unter dem Schutze der Wallenstein'schen Truppen wieder
ins Land. Die bisherigen Schnleinrichtuugeu des Landes wurden auf-
gehoben und die evangelischen Pfarrer und Schullehrer vertrieben;
überall herrschte Jammer und Verwirrung.
(schaler mit dem Bildnisse Herzog Eberhards Iii 016^7).
Nach der Schlacht bei Lützen (6. Nov. 1632), in welcher die
Schweden siegten, ihr König Gustav Adolf aber fiel, schloß sich Eber-
hard den Schweden an. Doch schon 2 Jahre darauf (6. Sept. 1634)
wurde das Schwedeuheer bei Nördliugeu vollständig geschlagen; auch
4000 Württemberger deckten das Schlachtfeld. Die Besiegten und ihre
Verfolger nahmen ihren Weg nach dem Rheine hinüber durch Württem-
berg, das nun der Schauplatz der entsetzlichsten Greuel wurde. Der
Herzog floh nach Straßburg. Die Einwohner waren der Raubgier, dem
Blutdurst und wütenden Glaubenseifer der rohen Kriegshorden preis-
gegeben; nur Höhlen, Schluchten und Wälder waren noch einigermaßen
sichere Zufluchtsorte. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt, Felder,
Weinberge und Obstgärten verwüstet, Brunnen verschüttet und Nahrungs-
Vorräte verderbt. Wer nicht geflohen war, wurde aufs unmenschlichste
verstümmelt und mißhandelt; kein Alter, kein Geschlecht und kein Stand
wurde verschont; besonders hart ging man mit den Geistlichen und Schul-
lehreru um. Das Schwert, die Mißhandlungen und die nachfolgende
Hungersnot und Pest rafften 7/s der Bevölkerung des Landes hinweg.
Im Jahr 1641 hatte Württemberg statt x/2 Million noch 48 000 Be-
wohner, welche großenteils in Unglauben und Frechheit, in tierische
Leidenschaft und Roheit versunken waren. (Ev. Leseb. Ii, Nr. 180 a 3 — 7).
Der Kaiser hatte — unter Verletzung des Prager Vertrags —
den größten Teil des Landes teils unter seine Generale verteilt teils
für sich in Besitz genommen; für den abwesenden Herzog schien alles
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Eberhard_Iii Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Gustav_Adolf Gustav Adolf
— 7 —
auf den Reichstag nach Speier (1309) geladen wurde. Er erschien jedoch daselbst
mit mächtigem Gefolge, gab auf die Anklage der Städte dem Kaiser trotzige Ant-
Worten und zog bald wieder heim. Sogleich wurde er als des Reiches Feind in
die Reichsacht erklärt. Im Auftrage des Kaisers zog Konrad von Weinsberg mit einem
Reichsheer, dem sich anch die Reichsstädte Gmünd. Eßlingen und Reutlingen auge-
schloffen hatten, gegen ihn, verwüstete sein Land und zerstörte die Burg Württemberg
<1311) und das Stift Beutelsbach. Eberhard selbst fand beim Markgrafen von
Baden in einem Turme Besigheims eiu sicheres Versteck. Mit Hilfe des Markgrafen
wieder in den Besitz feines Landes gelangt, verlegte er 1321 seine Residenz wie
auch das Stift mit" der Gruft von Beutelsbach nach Stuttgart. Als er im Jahre
1325 starb, hinterließ er das Land fast um die Hälfte vergrößert.
Eberhards I Erwerbungen sind: Backnang, Beilstein, Nürtingen, Plo-
chingen mit eiuigeu Dörfern, Burg Hohenstaufen mit Göppingen, Marbach, Asperg,
Kornwestheim, Brackenheim, Neuenbürg, Dornstetten, Rosenfeld mit mehreren
Dörfern n. f. f. Das Ländchen erstreckte sich von Besigheim bis gegen Reutlingen
und von Göppingen bis Calw.
Ulrich Iii, Sohn Eberhards I (1325—1344), brachte größtenteils durch Kauf
an sich Kirchheim und die Hälfte der Burg Xetf, Winnenden, Sigmaringen, Tübingen,
die Feste Achalm, Aichelberg, Vaihingen und Markgröningen, dieses mit dem Be-
sitz und Recht der Reichssturmsahne.
In seine Regieruugszeit fällt der Streit zwischen Kaiser Ludwig dem Bayer
und dem Papste Johann Xxii, infolgedessen der Kaiser mit dem Bann und ganz
Deutschland mit dem Interdikt belegt wurde (Verbot aller gottesdieustlicheu Hand-
hingen). Hiezu kamen allgemeine Landplagen: Teuerung, Hungersnot, Heu-
schrecken und Seuchen: besonders der schwarze Tod raffte Hunderttausende weg.
Als Ursache all des Eleuds wurden die Juden angesehen und daher an vielen
Orten grausam verfolgt.
Eberhard ll, der Greiner (Zänker), auch Rauschebart genannt,
und Ulrich Iv (1344—1392), Söhne Ulrichs Iii, regierten bis zu des
letzteren Tode (13öö) gemeinschaftlich. Eberhard staud an Thatkraft,
Entschlossenheit und Klugheit hoch über seinem jüngeren Bruder und
besorgte daher die Regierungsgeschäfte zum größten Teil allein. Er war
wie sein Großvater ein „Ritter ohne Furcht" und lag wie dieser beständig
in Fehden mit den Reichsstädten wie mit den benachbarten Adeligen;
deshalb entstanden Städte- und Adelsbündnisfe gegen Eberhard. Uberfall
im Wildbad durch die Schlegler 1367. Niederlage bei Reutlingen 137 7.
Sieg bei Döffingen 1386, wo Eberhards Sohn, Ulrich, sein Leben verlor.
Den fchwächern Rittern und Grafen war Eberhard zu mächtig geworden,
und sie fürchteten, von ihm ihrer Selbständigkeit beraubt zu werden. Daher schloffen
sie zu gegenseitigem Schutz eiuen Bund und nannten sich „Schlegler" (nach der
Keule in ihrem Wappen und dem silbernen Schlegel, den sie als Abzeichen am Halse
trugen) oder „Martinsvögel" (nach dem Stiftungstag Martini). Die Haupt-
leute des Bundes waren Wolf und Wilhelm von Eberstein und Wolf von Wunnen-
stein, die alle längst auf eine Gelegenheit warteten, um sich au dem verhaßten
Grafen zu rächen. Im Frühjahr 1367 befand sich Eberhard mit feiner Familie zur
Erholung im Wildbad. Da überfielen ihn die Schlegler, ohne ihm zuvor den
üblichen Fehdebrief geschickt zu haben. Nur der rechtzeitigen Warnung eines Bauern
hatte er es zu danken, daß er sich noch in der Nacht nach Zavelstein flüchten konnte.
Aus Wut über das Mißlingen ihres Planes brannten die schlegler Wildbad nieder.
Eberhard aber ließ die Stadt wieder aufbauen und vor solchen Wölfen und Ebern
durch Mauern fchützen. Auf Befehl des Kaisers, der die Friedensbrecher in die Acht
erklärt hatte, verheerte Eberhard mit den Reichsstädtern das Gebiet der Ebersteiner.
Später versöhnten sich die Gegner jedoch wieder.
_ Doch kaum war mit den Rittern der Friede wieder hergestellt, als mit den
Städten einer der schrecklichsten Kämpfe ausbrach. Viele Reichsstädte nämlich hatten
sich, um ihre Rechte und Freiheiten gegen den Adel besser verteidigen zu köuueu, zu
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Weinsberg Konrad Eberhard Rosenfeld Ulrich_Iii Kirchheim Ludwig_dem_Bayer Ludwig Johann_Xxii Johann Eberhard_ll Ulrich_Iv Eberhard_staud Eberhard Ulrich Eberhard Schlegel Martini Wolf Wilhelm Wolf_von_Wunnen- Eberhard Eberhard Eberhard
191
(mit Ausnahme schon bestehender Landfriedensbündnisse zwischen Städten, Fürsten und Herren) und des Pfahl- (Aus-) Bürgertums begünstigt (vielleicht waren die edlen Ausbürger ausgenommen). Dagegen blieben die Verbesserung der Münze und die Minderung der Zölle auf dem Ehein und der Geleite auf dem Lande, was beides im Interesse der Städte gewesen wäre, unerledigt.
Judenmord, Schwarzer Tod und Geisselfahrt. 1348—1351. Der schwarze Tod, eine mit brandiger Lungenentzündung verbundene Beulenpest, kam 1348 aus Oberitalien nach Kärnten und Steiermark, 1349 von Südfrankreich nach der Schweiz und dem Eisass. Er wütete in ganz Deutschland , Böhmen und Schlesien ausgenommen. Besonders gross war die Sterblichkeit in den enggebauten, einer regelmässigen Strassenreinigung und Entfernung des Unrats und der Abfälle noch entbehrenden Städten. Die überlieferten Verlustziffern deutscher und nichtdeutscher Städte sind aber beinahe durchaus stark übertrieben. Die Menschenverluste wurden rasch ausgeglichen, und nachhaltig wurde die politische und wirtschaftliche Entwickelung der Städte nicht beeinträchtigt; nur nahm der Besitz der toten Hand zu. Nach dem Vorgang der arelatischen Städte, wo man die Juden der Brunnenvergiftung beschuldigte und auf Grund davon massenhaft mordete, wurden schon 1348 in der Schweiz, im Eisass und in Schwaben „Judenschlachten“ und „Judenbrand“ geübt, noch vor dem Ausbruch der Pest; nur in Norddeutschland, wo es weniger Juden gab, folgte das Judenmorden der Pest nach. Am ärgsten wütete man in dem wirtschaftlich entwickeltsten Südwestdeutschland, Wo der Bat die Juden schützen wollte, erzwangen die Zünfte, auch unter Mitwirkung des Adels, die Verfolgung (z. B. in Basel, Strassburg, Worms). Die dienenden Schichten der Bevölkerung (Gesellen, Knechte) beteiligten sich beim Morden, Zerstören und Plündern zumeist. Vor allem wollte man die jüdischen Schuldbriefe vertilgen. Im Reiche that König Karl, der oberste Schutzherr der Juden, gegen diese Greuel nichts, dagegen verbot er sie 1349 für sein luxemburgisches Stammland. Ja er gewann Städte und Herren, indem er ihnen für den Pall der Entleibung oder Vertreibung der Juden Anweisungen auf das Judengut ausstellte. Später gab er gegen Bussgelder vielen Städten Amnestie für Mord, Einziehung bezw. Verteilung des Judengeldes und Vernichtung der Judenschulden. Das noch vorhandene Judengut verschenkte er kraft seines Judenregals an Städte und Fürsten, Judenhäuser an städtische Geschlechter. Judenschulden schlug er zu Gunsten vieler Herren, auch mancher Städte, Bischöfe und Klöster nieder. Aehnlich verfuhren die Fürsten und Städte, die selbst den Judenschutz hatten. Sehr bald nahm man aber da, wo man die Juden geschlachtet oder gebrannt hatte, Juden wegen ihrer Steuern und ihrer Unentbehrlichkeit für die darlehensbedürftige Bevölkerung wieder auf.
Die Geisselfahrten (im Xiii. Jahrhundert unter dem Einfluss der Franziskaner besonders in Italien geübt) begannen Ende 1348 im Südosten mit Auftreten der Pest epidemisch zu werden, Frühjahr und Sommer 1349 erfolgten sie im ganzen übrigen Deutschland, meistens in der Hoffnung, die Pest durch diese ungewöhnlich harte und häufige Askese abzuwenden. Anfangs wurden die Geisslerprozessionen (40—500 Menschen stark) in den Städten feierlich empfangen und von den Bürgern bewirtet und beschenkt; ihre immer mehr hervortretende Feindseligkeit gegen den Klerus und dessen Verwaltung der Gnadenmittel steigerte eher ihre Beliebtheit; an manchen Orten leiteten sie das Judenschlachten ein (z. B. Frankfurt, Mainz, Köln, Brüssel). Mit der Zeit nahmen aber unsaubere und mehr auf den Bettel oder den gewaltsamen Umsturz der Besitzverhältnisse gerichtete Leute unter den Geisslern überhand. Und als auf Andringen Karls Clemens Vi. sie in einer Bulle verdammte, gelang es den geistlichen und weltlichen Obrigkeiten rasch, dem gefährlichen Wesen ein Ende zu machen.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Clemens_Vi
Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Deutschland Schweiz Eisass Schwaben Norddeutschland Basel Strassburg Worms Italien Deutschland Frankfurt Mainz
95
und breite Schultern; der Kopf ist übermäßig groß, und das Ge-
sicht, aus dem die kleinen Augen wild herausblitzen, ist ungewöhnlich
breit. Sie zerschneiden sich in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen
Kinn und Wangen, um durch die vielen Narben das Wachsen des
Bartes zu unterdrücken. Lue leben von Wurzeln und rohem Fleisch,
das sie als Sattel auf das Pferd legen und durch Reiten mürbe
machen. Von ihrer Kindheit an streifen sie auf Bergen und in
Wäldern umher und lernen Hunger und Kälte ertragen. Sie tragen
leinene Kittel und Pelze von Waldmäusen; die Beine aber umwickeln
sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie
essen, trinken und schlafen daraus. Ackerbau und Handwerke, Re-
ligion und Gesetze kennen sie nicht. Treu' und Glauben sind bei
ihnen unbekannte Dinge; sie wissen, wie die wilden Thiere, Nichts
von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Leben, und es folgen
ihnen dahin ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder aus
zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen
sie mit einem fürchterlichen Geheul. Wie der Blitz fliegen sie herbei
und kehren eben so schnell wieder zurück; kaum wird man sie gewahr,
so sind sie auch schon da und stürmen die Verschanzungen oder plün-
dern- das Lager."
Diesen wilden und gefürchteten Horden stellte sich in Frankreich
ein römischer Feldherr, mit dem sich einige deutsche Volksstämme
verbunden hatten, entgegen. Aus den catalaunischen Feldern kam es
zur Schlacht, der blutigsten vielleicht, die je in Europa geschlagen
wurde; denn fast 200,000 Leichen bedeckten die Wahlstatt, und den-
noch war der schreckliche Hunnenkönig nicht besiegt, sondern nur zu-
rückgedrängt.
Das nächste Jahr brach Attila von Pannonien aus in Italien
ein. Die rauchenden Trümmer zerstörter Städte bezeichneten den
Weg des häßlichen, wilden Menschenschwarmes und Furcht und
Schrecken giengen vor ihnen her. Viele Bewohner der adriatischen
Meeresküste flüchteten sich auf die nahen Inseln, bauten sich später
dort an und legten so den Grund zu der nachmals durch Handel
und Schifffahrt so berühmt gewordenen Stadt und Republik Vene-
dig. Rom selbst schwebte in größter Gefahr; da zog Papst Leo
der Große an der Spitze einer Gesandtschaft dem unwidersteh-
lichen Sieger entgegen, sein Leben wagend für die ihm anvertraute
Heerde. Aber siehe da! die Bitten des gottbegeisterten Oberhirten
rührten das eisenumpanzerte Herz des Wütherichs; die ihm ange-
drohte Rache des Himmels schreckte ihn; die Schrecken des Todes
wandelten ihn an; er kehrt plötzlich mit all seinen Schaaren um,
und Rom ist gerettet!
Bald darauf starb Attila, der Schreckliche! Seine Hunnen
legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Attila_von_Pannonien Leo
der_Große Leo Attila
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Italien Rom
113
den Leib, wobei er sich jedoch selbst so schwer am Fuße verwundete,
daß er von dem großen Blutverlust erschöpft neben dem erschlagenen
Thiere niedersank. Auf den Hilferuf des Pilgers waren indessen
mehrere Kreuzfahrer herbeigeeilt, und unter allgemeinem Weheklagen
wurde der Herzog auf einer Tragbahre in das Lager zurückgebracht,
wo er nur langsam sich wieder erholte.
In Antiochien wurde das Kreuzheer von Feinden ringsum ein-
geschlossen und es entstand eine furchtbare Hungersnoth. Da wurde
in der Kirche des heiligen Petrus die Lanze aufgefunden, mit wel-
cher dem Heilande am Kreuze die Seite durchstochen worden war,
und welche in dieser Kirche vor dem Hochaltare, zwölf Fuß tief,
vergraben lag. Jetzt war Alles neu ermuthigt; in feierlicher Pro-
zession wurde die heilige Lauze umhergetragen und am andern Tage
das feindliche Heer angegriffen und geschlagen, wobei eine überaus
reiche Beute in die Hände der Christen siel. Siegreich drang jetzt
das Kreuzheer gegen Jerusalem vor, und als endlich der letzte Hü-
gel erstiegen war und die heilige Stadt vor den Blicken der Pilgrime
und Kreuzfahrer ausgebreitet lag, da warfen sich Alle aus die Kniee,
küßten die heilige Erde, indem sie dieselbe mit ihren' Thränen be-
netzten und sangen Danklieder und Psalmen zur Ehre des Erlösers.
Nun wurde die Stadt belagert. Da es aber an allen nöthigen
Werkzeugen fehlte und 40,000 Mann, die in der Stadt lagen, die
tapferste Gegenwehr leisteten, so schien es fast unmöglich, dieselbe zu
erobern; zudem litten die Christen Noth an Trinkwasser, während
die Hitze unerträglich war, und viele starben vor Ermattung. End-
lich, nachdem man mit unsäglicher Mühe aus der ganzen Umgegend
Holz zusammen gebracht hatte, um Thürme zu bauen, die man auf
Rädern gegen die Mauern schieben konnte, wurde ein allgemeiner
Sturm unternommen. Er blieb jedoch ohne Erfolg. Die Belagerten
warfen Balken und Steine aus die Angreifenden und überschütteten
sie mit brennendem Schwefel und siedendem Oel. Am andern Tag,
es war der 15. Juli 1099, wurde der Sturm erneuert. Sieben
Stunden hatte der Kampf gedauert, und die Christen wollten sich
ermattet und entmuthigt zurückziehen. Da gewahrte man auf dem
Oelberge einen glänzenden Ritter, der mit seinem Schilde gegen die
Stadt winkte. „Sehet da," rief Gottfried aus, „das ist die Hilfe
des Himmels! Auf denn, ihr Streiter des Herrn, Gott ist mit
uns!" Und mit diesen Worten ließ der fromme Held die Fall-
brücke von seinem hölzernen Thurme aus die Stadtmauer fallen und
war der Erste, der in die Stadt hinab sprang. Die Seinigen
sprangen ihm nach, von neuer Begeisterung ergriffen; mit unwider-
stehlichem Muthe bahnten sie sich den Weg zu den Thoren und
sprengten dieselben; das ganze Heer drang hinein und — Jerusalem
tvar erobert; in den Straßen und Häusern wüthete der Kampf noch
Reiser, der Volksschüler i. d. Oberklasse. 8
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
134
herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem
Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi-
stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der
Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er
äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli-
giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie-
'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz
unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den
Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab
dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht
ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die
er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so-
gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm
aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben
unverweilt wieder- zurück.
Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un-
gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero-
berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un-
partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten.
Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde-
burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren,
noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den
Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken-
berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und
selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen
und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne.
So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit
falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte
und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be-
schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ-
lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu
verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so
viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden
und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah-
nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um
7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die
Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen
wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger
sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen
Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte,
wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die
Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan-
den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der
Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Wohlleben Hochmuth Tilly Christian_Wilhelm Wilhelm Falkenberg Falkenberg
135
brachen die Soldaten, besonders Pappenheim's wilde Wallonen, in
die Häuser- ein, durchsuchten jeden Winkel und verübten viele Gräuel.
Väter wurden vor den Augen der Kinder ermordet; Weiber wurden
in den Armen ihrer Männer erstochen, Kinder an den Wänden zer-
schmettert; Jungfrauen sprangen aus den Fenstern oder stürzten sich
in die Elbe. Um 10 Uhr sieng die Stadt an zu brennen, und das
Feuer trieb alle Einwohner auf die Straße, wo das Morden fort-
gesetzt wurde. Ein Sturmwind peitschte die Flammen nach allen
Richtungen hin; die Luft glühte und die Plünderer selbst mußten
sich eiligst auf die Wälle zurück ziehen. Nach 16 Stunden legte
sich der Brand; eine der ersten Städte Deutschlands lag in Asche,
nur der Dom, ein Kloster und einige Fischerhütten waren verschont
geblieben. Am dritten Tage hielt Tilly seinen Einzug. Als man
den Dom öffnete, fand man noch 1000 halbverhungerte Menschen
in demselben, Tilly ließ Brod unter sie austheilen und begnadigte
sogar die Prediger, welche das Volk während der Belagerung un-
ablässig zum Widerstände aufgehetzt hatten.
Es ist durchaus unwahr, daß Tilly das Morden und Brennen
gebilligt oder gar befohlen habe; dagegen spricht seine Gemüthsart
und sein Charakter. Auch suchte er bei der Plünderung Nichts für
sich, sondern nahm fliehende Waisen und schwache Greise in seinen
Schutz mit den schönen Worten: „Das sei meine Beute." Die
in der Stadt zerstreuten Soldaten waren in ihrer Wuth nicht mehr
zu zügeln, denn wer vermag den Tiger zu bändigen, wenn er einmal
Blut geschmeckt hat? Welche Macht vermag die entfesselte Leiden-
schaft zu bezwingen, die dem Meere gleicht, das die User durch-
brochen hat? Tilly mußte blos geschehen lassen, was er nicht hin-
dern konnte.
Nachdem dieser furchtbare Krieg eine Menge ähnlicher Schauer-
scenen, wenn auch in minder großem Maaßstabe, erzeugt hatte,
wurde endlich der von ganz Deutschland sehnlichst erwartete Friede
vermittelt, worüber man zuerst in Münster und später in Osna-'
brück unterhandelte, weßhalb derselbe der westphälische Friede ge-
nannt wird. Durch denselben wurde unter Anderem festgestellt, daß
die Protestanten gleiche Religionsübung und gleiche Rechte mit
den Katholiken erhalten und an Schweden die Insel Rügen
nebst einem Theil von Pommern abgetreten werden solle. Frank-
reich erhielt das Elsaß, und die Schweiz und die Nieder-
lande wurden als unabhängige Staaten erklärt.
54. Die Türken vor Wien (1683).
Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts eroberten die Tür-
ken Constantinopel. Von hier ans suchten sie ihre Macht nach allen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
144
seine Familie gefangen saß. Auf der Straße wurde der König mit
seinem Beichtvater und zwei Bewaffneten in einen Wagen gesetzt,
welcher langsam zwischen vierfachen Reihen von Soldaten hinfuhr
und gegen 10 Uhr auf dem Hinrichtungsplatze ankam. Der König,
der auf dem ganzen Wege aus einem Buche die Gebete der Sterben-
den gebetet hatte, stieg auf das Blutgerüst, das von 15,000 Mann
Militär umgeben war, und entkleidete sich selbst; als aber die Henker
ihn binden wollten, wies er sie unwillig zurück und wollte es nicht
zugeben. Da trat sein Beichtvater zu ihm und sprach: „Auch Chri-
stus ließ sich für uns binden;" sogleich bot Ludwig willig seine Hände
den Henkern und sprach: „So bindet mich denn, damit ich den Kelch
bis auf die Neige trinke." Darauf rief er dem Volke zu: „Fran-
zosen! ich sterbe unschuldig, aber ich verzeihe den Urhebern meines
Todes und bitte Gott, daß mein Blut nie über Frankreich komme!"
Jetzt übertäubten Trommeln seine Worte; die Henker ergriffen ihr
Schlachtopfer und schleppten es unter das Fallbeil. Der Beicht-
vater kniete neben ihm nieder und ries: „Sohn des heiligen Lud-
wigs, steige hinauf gen Himmel!" Da siel das Fallbeil zischend
nieder, und das Haupt des unschuldigen Königs rollte über das
Blutgerüst. Es wurde dem versammelten Volke gezeigt und die
wüthende Menge rief in wilder Freude: „Es lebe die Nation! Es
lebe die Republik!" Einige stürzten herbei, um ihre Taschentücher in
das Blut des gemordeten Königs zu tauchen; Andere umtanzten
das Blutgerüste; die Besserdenkenden hielt der Schrecken gefesselt;
Niemand wagte es, eine Thräne zu vergießen oder Unwillen zu
äußern (1793).
Blutgierige, lasterhafte Menschen, unter diesen Maral, Danton
und Robespicrre, deren Namen die Geschichte mit Abscheu nennt,
beherrschten jetzt Frankreich mit grenzenloser Willkür.
Wer nicht ihren Grundsätzen huldigte, wurde hingerichtet. Vielen
wurden blos erdichtete Verbrechen vorgehalten, nur um einen
Vorwand zu haben, sie aus dem Wege zu schaffen und ihr Ver-
mögen einzuziehen. Verhöre wurden nur zum Scheine gehalten
und dauerten oft nur 4 Minuten; kurz, in dieser Schreckenszeit war
Niemand seines Lebens und seines Eigenthums sicher. Hundert-
tausende, unter diesen auch die Königin, fielen unter dem Mordbeil
entmenschter Machthaber, und Jammer und Schrecken wohnten in
Palästen und Hütten. Ja man verirrte sich endlich so weit, den
Glauben an Gott durch ein Gesetz abzuschaffen und, später ebenfalls
durch ein Dekret wieder einzuführen. Das war das Glück und
die gepriesene Freiheit der Franzosen!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]